Schlaf

Manche Menschen mit Demenz verlieren ihre «innere Uhr». Sie können Tag und Nacht nicht mehr unterscheiden, sind nachts unruhig, laufen umher und finden keine Ruhe.

Schlaf dient der Erholung des Organismus und der Entspannung. Körperfunktionen sind herabgesetzt. Die Herzfrequenz nimmt ab, der Blutdruck und die Körpertemperatur sinken. Die Atmung wird flach und regelmässig, die Augen sind gewöhnlich geschlossen.

Im Schlafen koppelt man sich von seiner Umgebung ab. Trotzdem befindet man sich in einem aktiven Prozess: Unsere Zellen regenerieren sich, das Immunsystem wird gestärkt. Auch für das Gedächtnis und das Gefühlsleben ist der Schlaf wichtig, weil ein Teil der Einordnung und Verarbeitung unserer Erlebnisse, Ängste und Wünsche im Traum geschieht.

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Rund ein Drittel unseres Lebens verbringen wir im Schlaf. Das individuelle Schlafbedürfnis der Erwachsenen schwankt zwischen sechs und zehn Stunden. Manche Erwachsene kommen auch mit vier oder fünf Stunden aus. Während Säuglinge zwischen 14 und 17 Stunden über den Tag verteilt schlafen, ist das Schlafbedürfnis bei alten Menschen weit geringer.

Schlafstörungen 

Schlafstörungen sind weit verbreitet, vor allem bei über 65-Jährigen. Sie wirken sich auf das tägliche Leben aus. Abgesehen vom Gefühl der Müdigkeit hat Schlafmangel Auswirkungen auf Leistungsfähigkeit oder auf die Psyche (Ängste, Reizbarkeit, Konzentrationsstörungen). Die so genannte «innere Uhr» ist unter anderem wesentlich an der Regelung des Schlaf-Wach-Rhythmus beteiligt, dem der Wechsel von Tag und Nacht zugrundeliegt. 

Schlafen und Demenz 

Für Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen und Pflegenden sind Schlafstörungen eine besondere Belastung. Durch die Erkrankung ist der Rhythmus beeinträchtigt. Sie können abends nicht einschlafen, gehen umher, stören dabei ihre Mitbewohner oder Angehörige. Tagsüber dagegen dösen sie ein und wirken lethargisch.

Oft stehen Menschen mit Demenz aus einem Drang heraus in der Nacht auf. Sie haben ihre zeitliche Orientierung verloren wollen zum Beispiel zur Arbeit gehen. Sie finden, im Garten sei noch etwas zu tun oder jemand würde sie zu Besuch erwarten. Es kommt auch vor, dass sie in einer kalten Winternacht leicht bekleidet nach draussen wollen.

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An der verschlossenen Tür kommt es dann zu unschönen Szenen, auch zu Aggression gegen die Betreuenden, die sie nicht rauslassen können. Für die Betreuenden kann dies sehr belastend sein. Sie sind dann praktisch rund um die Uhr mit der anspruchsvollen Betreuung beschäftigt. Oft ist die Nachtaktivität ein Hauptgrund für die Erkrankung der betreuenden Angehörigen. Gleichzeitig verursacht sie häufig eine Übersiedlung ins Heim.

So begleiten Sie Menschen mit Demenz in den Schlaf

Peter Dolder, Gerontologe und Fachmann Betreuung, gibt Tipps für die Praxis:

  • Eine Demenz ist für den Betroffenen meist sehr anstrengend. Ein Mittagsschlaf kann entlasten – nach individuellen Bedürfnissen zwischen 30 und 60 Minuten.
  • Gehen Sie nachmittags raus! Licht, frische Luft und Bewegung unterstützen den Wach- und Schlafrhythmus.
  • Reduzieren Sie gegen den Abend hin Sinnesreize und Aktivitäten. Dimmen Sie die Beleuchtung herunter. Auch Sie selber verhalten sich ruhig und lassen keine Hektik aufkommen.
  • Abendliche Verabschiedungen bringen Unruhe auf die Station oder ins Zuhause. Sie ermuntern Menschen mit Demenz dazu, ebenfalls aufzubrechen. Deshalb ist es besser, wenn sich die Mitarbeitenden oder Gäste in dieser Zeit nicht persönlich verabschieden, sondern einfach gehen.
  • Rituale wie singen, vorlesen, eine bestimmte TV-Sendung schauen, Zähne putzen usw. stimmen auf die Nacht ein. Dafür sollte man sich genug Zeit nehmen. Bei der Gestaltung der Rituale kann die Biografie Anhaltspunkte geben.
  • In einem kuschelig eingerichteten Zimmer, eingekuschelt in eine Decke und mehrere Kissen, schlafen Menschen besonders gut.
  • Aromen wie Lavendel, Mimose oder Bergamotte unterstützen die Entspannung und das Einschlafen.
  • Wenn ein Bewohner in der Nacht nicht schlafen will, kann sie zum Beispiel die Nachtwachen auf ihren Runden begleiten oder einer Beschäftigung nachgehen. So wird er in der Regel nach kurzer Zeit wieder müde sein.
  • Wenn ein Betroffener Nachts zur Arbeit oder sonst etwas erledigen will, führen Sie mit ihm ein validierendes Gespräch. Vielleicht erfahren Sie etwas, mit dem Sie ihn tagsüber oder gegen den Abend hin beschäftigen können.
  • Das richtige Licht bei Tag ist ein weiterer wichtiger Faktor für das Wohlbefinden und besseren Schlaf. Im Lebensraum von Demenzkranken ist auf eine gute Beleuchtung und viel Tageslicht zu achten. Bei schwachem Licht sind ältere Menschen anfälliger für psychische Beschwerden und Schlafstörungen.

➔ Daten, Fakten und Tabellen zu Schlafstörungen

➔ Matthew Walker, Das grosse Buch vom Schlaf, Goldmann, 2018

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